Der Machtmissbrauch der Kirchen
gründet auf magisch heidnischen Vorstellungen
Jesus hat nicht nur Petrus, sondern auch der ganzen Gemeinde Binde und Lösegewalt gegeben: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18). Es geht also jetzt darum, dass in der Kirche wieder einander auf Augenhöhe begegnet werde ohne hierarchischen Machtdruck auf die Gläubigen.
Die Bibelstelle Mt 18,18 in der Sprache des Neuen Testaments (griechisch), könnte in der deutschen Sprache etwas verdeutlichst so wiedergegeben werden: Was ihr auf Erden binden werdet (falls ihr es tut), das wird im Himmel (schon) gebunden sein. Also vorher schon gebunden sein. Das Tun der Jünger Jesu ist immer erst ein Nachvollziehen von dem, was oben schon geschehen ist. Der Mensch kann nur nachvollziehend erkennen, was im Himmel geschehen ist, wenn er sich vom Geist Gottes leiten lässt.
Im Blick auf Lehrfragen zeigt uns dies die Apostelgeschichte 15 ganz deutlich. Erst als klar war, dass das Resultat der Beschlüsse der Schrift entsprach und dem HEILIGEN GEIST gefiel, wurde die Entscheidung getroffen. Die Apostel entschieden also gemäß der Schrift und nicht in Eigenmächtigkeit. Daher sind alle Entscheidungen, die nicht aus der heiligen Schrift bezeugt sind, nicht bindend wie als Beispiel die Lehre von der Aufnahme Mariens in den Himmel, die in der Schrift nicht bezeugt ist.
Auch die Sündenvergebung ist nicht eine eigenmächtige Vollmacht einer Kirche oder eines Klerus: „Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben, welchen ihr sei behaltet, denen sind sie behalten.“ (Joh 20, 23). Auch da ist in der griechischen Sprache des Neuen Testamens eine griechische Zeitform (perfekt passiv) punktuell. In deutscher Sprache verdeutlichst übersetzt würde es heißen: Welchen ihr gegebenenfalls die Sünden vergebt, denen sind sie schon zuvor vergeben im Himmel…
So kündigt Petrus in Samaria dem Magier an, er müsse Buße tun und dann werde Gott ihm vergeben: „So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag. (vgl. Apg 8, 23) Also Gott allein vergibt Sünden und keine Kirche oder kein Beichtvater: "Wenn wir aber unsere Sünden bekenne, so sit Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt und renigt von aller Ungerechtigkeit" (1 Joh 1,9)
Ein magisches Verständnis von „Binden“ und „Lösen“ ist abzulehnen: Der Christ Justin (dial. 85, 306) spricht um die Mitte des 2. Jh. n. Chr. diesbezüglich verächtlich von „Zauber-kunst“. Es gab auch Richtlinien zum Binden eines Menschen. Eine griechische Bleitafel aus Attika (3. Jh. v. Chr.) enthält unser Stichwort „Deo“ (dem Gott). In diesen Belegen wird Binden und Lösen nahezu im Sinne von „mit dem Bann belegen, um einen Menschen schutzlos der Gewalt einer Gottheit auszuliefern“ benutzt. Über 1000 Tafeln mit „Bindezauberformeln“ aus der gesamten antiken griechisch-römischen Welt sind bis heute entdeckt. Platon erwähnt Wanderzauberer, die um Geld banden (rep. 364c); der griechische Tragödiendichter Aischylos beschreibt in seinen Eumeniden (458 v Chr.) einen „Bindegesang“, der die Redegewandtheit behindern soll. Sehr verbreitet war das Binden der Zunge des Prozessgegners, bzw. dessen Anwaltes, wie es der Komödienautor Aristophanes beschrieb (Vesp. 946-48).
Sollten wir uns nicht lieber an Gottes Wort binden, um vor falschen Bindungen verschont zu bleiben? „Da ihr eure Seelen im Gehorsam gegen die Wahrheit gereinigt habt durch den Geist zu ungeheuchelter Bruderliebe, so liebt einander beharrlich und aus reinem Herzen, denn ihr sei wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das lebendige Wort Gottes, das in Ewigkeit bleibt“ (1 Petr 1, 22-23)
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