Ein Briefschreiber hat zu folgenden Aussagen von K-TV angefragt:

Der Bischof habe die Gewalt auf Rechtsfreisprechung (Sündenvergebung) und die Weihegewalt.

Die katholische Kirche versteht sich auch als Körperschaft öffentlichen Rechts, die somit auch das Recht hat, Rechtsordnungen aufzustellen.  Aber solch eine Körperschaft hat Jesus Christus nicht gegründet, das ist wie auch der Kirchenstaat ein Menschenwerk.  Auf geistlicher Ebene jedoch bleibt Jesus Christus allein das Haupt über die Seinen, das kein anderes Oberhaupt vertreten könnte.

Es gibt also keinen Rechtsfreispruch durch einen Bischof in geistlichen Dingen, weil das Recht allein beim Herrn Jesus Christus liegt, von dem das Johannesevangelium sagt: „Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren, der ihn gesandt hat.“ (Johannesevangelium 5, 22-23).


Ein Bischof, ein Priester habe die Vollmacht, Sünden zu vergeben.

Gott allein kann Sünden vergeben.  Jesus beansprucht, dass Er Sünden vergeben kann, weil er als Sohn Gottes am Gott-Sein teilhat. Nachdem Schriftgelehrte sagten: „Was redet dieser solche Lästerung? Wer kann Sünden vergeben als nur Gott allein? …antwortete Jesus: „Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind die Sünden vergeben! oder zu sagen: Steh auf und nimm deine Liegematte und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steht auf und nimm deine Liegematte und geh heim!“ (Markusevangelium 2, 7-11)

In Joh 20,23 ist im übertragenen Sinn von Sündenvergebung die Rede als eine punktuelle Handlung in Möglichkeitsform. Jesus sagt damit, wenn ihr in einem Fall feststellt und es für möglich haltet, dass diesem die Sünden vergeben wurden, dann habt ihr es richtig erkannt, dann sind sie ihm tatsächlich vergeben. Wem ihr sie als Behalten erkennt, dem sind sie behalten. Die Apostel können also nur in Möglichkeitsform Sündenvergebung feststellen, aber Gott allein vergibt Sünden wie folgende Stellen zeigen: „Denn das ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Matthäusevangelium 26,28). So wird schon in den Schriften der Propheten gesagt, „und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem“ (Lukasevangelium 24,47). Und Petrus sagt: „Von diesem legen alle Propheten Zeugnis ab, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt“ (Apostelgeschichte 10,43).

Wir sollen und dürfen im Geist einer echten Umkehr Gott unsere Sünden bekennen: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, dass Er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1 Johannesevangeliums 1, 9).

Petrus spricht in Samaria dem „anscheinend bekehrte“ Simon rundweg zu, dass ihm die Sünden noch nicht vergeben sind: „Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag; denn  ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit! (Apostelgeschichte 8, 21-23).
Petrus hat festgestellt, dass Simon noch in Sünde ist und er noch nicht Vergebung von Gott empfangen hat, weil er seine Gesinnung noch nicht geändert hat. Er sagt nicht, ich vergebe dir nicht. Er muss Gott bitten, dass ihm vergeben werde.
Jesus sagt zur ganzen Gemeinde und nicht nur zu den Apostel: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein. (Matthäusevangelium 18,18)
Natürlich sollen wir auch einander vergeben: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben.“ (Matthäusevangelium 6,14)


Ein Bischof habe eine Weihegewalt.

Im Neune Testament kommt das Wort „Weihen“ nicht vor. Auch dieser Ausdruck ist eher in vorchristlichen Religionen zuhause, wo man sich einer Gottheit durch einen Initiationsritus  hat weihen lassen, um an dieser teilzuhaben. Jesus Christus hingegen beruft Jünger und  sendet sie als Zeugen Seiner Botschaft und Wahrheit. Auch nach der Auferstehung gebietet Jesus dem Petrus: „Folge mir nach!“ (Johannesevangelium 21, 19). Jesus hat auch im Abendmahlsaal niemand geweiht, sondern das Passahmahl gehalten und geboten: Dies tut zu meinem Gedächtnis! (Lukasevangelium 22, 19). Paulus erklärt dazu: „Denn so oft ihr dieses Brot (also kein verwandeltes Brot) esst und diesen Kelch (keinen  verwandelten Wein) trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1 Korintherbrief 11, 26).  Dies sagte Paulus an jeden Jünger, der am Herrenmahl teilnimmt. Der katholische Bischof „weiht“ zwar Männer zu Presbytern, - ein Wort das aber nicht Priester, sondern Älteste heißt in der lateinischen Kirchensprache. Es gibt keine Priester, sondern Älteste, die einer Gemeinde vorstehen. Paulus und Barnabas wurden von der Gemeinde, den Apostel und Ältesten - also von keinen Priestern - empfangen, wo sie alles berichteten, was Gott mit ihnen gewirkt hatte (vgl. Apostelgeschichte 15, 4).


Der Priester sei Stellvertreter Christi, Christus handle durch die Priester, er handle wie Christus. Der Priester sei der Vermittler zwischen den Menschen und Gott.

Gott und auch Jesus Christus braucht keine Stellvertreter und auch niemand wäre würdig, ihn zu vertreten. Stephanus hatte keinen Stellvertreter Jesu Christi bei sich, als er gesteinigt wurde, aber er sah Jesus Christus zur Rechten Gottes stehen und sprach: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!“ (Apostelgeschichte 7, 56). Daher sagt auch Paulus: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat.“ (1 Timotheus Brief 2, 5). Und Johannes schreibt: „Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten; und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden… (1 Johannesbrief 2, 1-2). Jesus sagt: „Ich bin der Weg, und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“ (Johannesevangelium 14, 6). Jesus hat eine vollkommene Erlösung vollbracht, darum konnte er sagen: Es ist vollbracht! „Denn mit einem einzigen Opfer hat ER (Jesus Christus) die für immer vollendet, welche geheiligt werden.“ (Hebräerbrief 10, 14). Dieses Opfer braucht nicht vergegenwärtigt und auch nicht erneuert werden. Es ist wirksam durch Glauben. „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Römerbrief 1, 17).

Neben dem Priestertum Jesu Christi, der Priester durch Eidschwur Gottes ist, der ein bessere Hoffnung einführt, wie wir Gott nahen können, gibt es kein weiteres Priestertum, das ein Erlösungsopfer darbringen könnte. Jesus Christus ist weiterhin der einzige Hohepriester, dessen Priestertum in Ewigkeit bleibt und unübertragbar ist (vgl. Hebräerbrief 7, 24). „Daher kann Er auch diejenigen vollkommen erretten, die durch Ihn zu Gott kommen, weil Er für immer lebt, um für sie einzutreten“ (Hebräerbrief 7, 25).

Das Priestertum des Volkes Gottes hat keinen Dienst am Erlösungsopfer, es setzt die Erlösung voraus, es bezeugt und verkündet Gottes Großtaten. „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht – euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid“ (1 Petrusbrief 2, 9-10). Auch unsere Hingabe an Gott, ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer und unser vernünftiger Gottesdienst, ist kein Erlösungsopfer, sondern eine Heiligung durch die Erneuerung unseres Sinnes, damit wir den Willen Gottes kennen und tun (Römerbrief 12, 1-2). 


Die Apostel haben ihr Amt Nachfolgern übertragen.

Nachdem Jesus eine ganze Nacht hindurch im Gebet zu Gott verharrte, rief Er seine Jünger zu sich und erwählte aus ihnen zwölf, die Er auch Apostel nannte (vgl. Lukasevangelium 6, 12-13). Jesus aber hat kein einziges Mal sie aufgerufen, sich Nachfolger zu wählen. So sind auch lange Zeit nach ihrem Tod  in der Offenbarung nur die zwölf Apostel des Lammes genannt (Offenbarung 21, 14). Später sollen nach Petrus Älteste und nicht Apostel die Herde Gottes hüten: „Die Ältesten, die unter auch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll. Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid!“ ( 1 Petrusbrief 5, 1-3). Paulus beruft die Ältesten von Ephesus zu sich und ermahnte sie: „So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch zu Aufsehern gesetzt hat, um die Gemeinde Gottes zu hüten, die er durch sein eigenes Blut erworben hat!“ (Apostelgeschichte 20, 28). Er übergibt diese nicht einem künftigen Apostel, sondern Gott und seinem Wort: „Und nun, Brüder, übergebe ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das die Kraft hat, euch aufzuerbauen und ein Erbteil zu geben unter allen Geheiligten“ (Apostelgeschichte 20, 32).

Zusammenfassend wird aus dem Reden der katholischen Kirche deutlich, dass sie eine Herrschaft anstrebt, die nicht von Gott legitimiert ist. Es schiebt sich eine andere Mittlerschaft zwischen Gott und dem Menschen und so wird die Ausrichtung auf Jesus Christus oft verdeckt. Daher ermahnt uns Paulus: „Habt acht, dass euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß.“ (Kolosserbrief 2, 8).

Johannes Ramel
www.johannes-ramel.at